Heimathefte "Rund um den Weiher"


Folge 6:
Die Philippsburg

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Folge 6: Die Philippsburg


Kapitel:

Kapitel 1: Die Philippsburg
Kapitel 2: Die Backsteinfabrik
Kapitel 3: Bergleute
Kapitel 4: Würzbacher Schultagebücher
Kapitel 5: Als wir Saarländer noch Bayern waren
Kapitel 6: Flurnamen: Ilsterloch
Kapitel 7: Wo unsere Vorfahren beerdigt wurden
Kapitel 8: Mundartliches
Kapitel 9: Dorfgeschichte

Kapitel : Die Philippsburg

Die Anfänge des Leyenschen Hauses fallen in die Mitte des 15. Jahrhunderts. 1456 erhielt die Familie von der Leyen erstmals Rechte und Güter in und um Blieskastel. Der Leyensche Stammsitz war die Burg Gontrave (Gondorf) an der Mosel. Eine der bedeutendsten Heiraten, welche den Grund zum Emporsteigen der Familie legte, war diejenige Georgs I. von der Leyen, der 1446 Eva Mauchenheimer von Zweibrücken heiratete und dadurch viele Gebiete und Rechte erwarb. Im 17. Jahrhundert, als viele Adelsgeschlechter Schwierigkeiten hatten, verhalfen die beiden Kurfürsten aus dem Leyenschen Haus Carl Casper (1652-1676) von Trier und Damian Hartmann (1675-1678), von Mainz ihrem Bruder Hugo Ernst zu größeren Lehen im Elsass und an der Saar und Blies. Dieser wurde vom Kaiser am 20. November 1653 zum Reichsfreiherrn erhoben und 1657 wurde er Herr von Blieskastel, Glan-Münchweiler und Burrweiler. Er heiratete Sophie Maria von Buschfeld, hatte einen Sohn, Carl Caspar IV. (1657-1739), der wiederum Sophie Maria Gräfin von Schönborn-Wiesentheid heiratete.
Carl Caspar war eine geistige Größe und der Schöpfer der einheitlichen Dynastie von der Leyen. Er verlegte den Familiensitz nach Koblenz. Mit dem Anwachsen des Besitzes stiegen Rang und Amt der anfangs nur als Edlen (Junker) geführten von der Leyen. Als das schwäbische Grafenkollegium sie 1710 als Mitglied aufnahm, wurden sie 1711 vom Kaiser zu Reichsgrafen ernannt. Carl Caspar IV. verzichtete noch zu Lebzeiten 1733 auf seine pfälzischen Herrschaftsgebiete, um sie seinem einzigen Sohn Ferdinand Friedrich Franz Anton (1709-1760) zu geben.
Dieser heiratete im selben Jahr Marie Charlotte Auguste Gräfin von Hatzfeld-Trachtenberg und Gleichen und war dann Herr von Blieskastel, Glan-Münchweiler und Burrweiler. Er ließ auf Anraten des Bischofs von Metz die Engelbertskirche in St. Ingbert erbauen, die 1755 eingeweiht wurde. Sein ältester Sohn unter 4 Kindern war Franz Karl Reichsgraf von der Leyen (1736-1775), der für uns wichtig ist; denn er verlegte am 26. Mai 1773 die Residenz von Koblenz nach Blieskastel, nachdem schon 10 Jahre lang am Schloss und den Amtswohnungen gebaut worden war. 1775 bildete Reichsgraf Franz Karl von der Leyen das Oberamt Blieskastel, zu dem auch Niederwürzbach gehörte.
Zu dieser Zeit ahnte in Niederwürzbach niemand, dass 15 Jahre später direkt an der Ortsgrenze (auf Ommersheimer Bann) ein Schloss stehen würde.
1765 vermählte sich der Reichsgraf mit Maria Anna (Marianne) Josefa Helene von Dahlberg, Burggräfin von Friedberg. Sie hatten einen Sohn, der am 1. August 1766 geboren wurde und bei der Taufe den Namen Philipp Franz Wilhelm Ignatius Petrus erhielt, und zwei Töchter, Charlotte Maria Anna Sofia, geboren am 2. April 1768, und Maria Sofia Antonetta Klara Elisabeth Thekla, geboren am 13. Juli 1769. Philipp war der Erbauer der Philippsburg und heiratete 1788 die 17-jährige Sophie Therese Gräfin von Schönborn-Wiesentheid (1772-1810).
Nach dem Tod seines Vaters am 26. September 1775 wurde er nunmehr Landesherr. Da er aber erst 9 Jahre alt war, übernahm die Gräfin Marianne die Landesregierung. Sie wurde auch Obervormund ihres Sohnes. (Über ihre Amtszeit soll in einem späteren Heft berichtet werden.)
Nach Besuch der Lateinschule in Blieskastel sollte ihr Sohn Philipp zu ihrem Bruder Karl Theodor nach Erfurt, der dort Statthalter war, zum Studium. Seine Mutter tat alles, um ihrem Sohn das Leben in der Ferne angenehm zu machen. Ein Haus wurde gemietet, 11 Leute gingen zu seiner Betreuung mit, vieles wurde ihm mitgegeben, unter anderem 30 Paar Schuhe. An Studienkosten wurden errechnet 5.000 Gulden mit dem Vermerk, er würde ja wenig Wein trinken. Er war gerade 13 Jahre alt! Einen Orden musste er auch haben und den bekam er für 1.200 Gulden. Im August 1779 begann die Reise in einem für ihn extra angefertigten Reisewagen nach Erfurt. Für das erste halbe Jahr zahlte man 5.200 Gulden und später nochmals 21.000 Gulden. Das Studium in Erfurt war für ihn keine Bereicherung. Goethe schrieb am 5. Mai 1780 an Frau Charlotte von Stein über den jungen Grafen von der Leyen: „Gestern Abend gab der Graf von der Leyen den Frauen und Fräuleins ein Abendessen und Tanz ...“. Dabei war er noch nicht 14 Jahre alt!
Im Juni 1780 kam er nach Blieskastel auf Ferien. Hier erfuhr er, dass der französische König Ludwig XVI. ihm für die Unterzeichnung des Gebietstauschabschlusses jährlich 100.000 Franken zahlen werde. Durch den Tausch sind dem Leyenstaat Nachteile entstanden, der Gestalt, als die Franzosen größere leyische Gebiete erhielten, die in Lothringen lagen, als Philipp I. von den Franzosen, und zwar: Altheim, Utweiler, Niedergailbach, Gräfinthal, Bliesmengen-Bolchen, Kleinblittersdorf, Hanweiler und Rilchingen. Die Verhandlungen hatten schon Ende der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts begonnen, als Blieskastel noch von Graf Ferdinand Friedrich Franz von der Leyen (der Großvater von Philipp I.) von Koblenz aus regiert wurde.
Nun hatte der junge Graf Geld zu seiner Verfügung. Sparsam mit Geld umzugehen hatte er jedoch nicht gelernt. Er wohnte meist auswärts und wurde durch die wahnsinnige Verschwendungssucht des Herzogs Karl August II. von Zweibrücken auf dem nahen Schloss in Homburg zu ähnlichen Ausgaben verleitet. Es reifte in ihm der Plan ein Schloss zu bauen, größer und schöner als das Schloss Philippsburg seiner Vorfahren in Koblenz, nämlich Neuphilippsburg.
Dies sollte entstehen im Würzbachtal am Südrand des Weihers auf einer Anhöhe und mit einer wundervollen Kuppel die Pracht und Schönheit des Schlosses Karlsberg in Homburg überbieten.
Verwandte des jungen Grafen erkannten, dass Erfurt nicht der geeignete Erziehungsort für den jungen Grafen war. Sie kamen auf den Gedanken den Sohn zum Militär zu geben. Im Frühjahr 1783 wurde Philipp in Straßburg angemeldet und bekam eine Stelle als Leutnant, die erkauft war. Am 14. Juli reiste er nach Straßburg, lebte, wie er es gewohnt war, und hatte bis September schon über 18.000 Gulden ausgegeben.
Zu dieser Zeit begannen die Bauarbeiten an seiner Neuphilippsburg. Auch während seiner Militärzeit gingen die Arbeiten weiter. Solange die königlichen Gaben, jährlich 100.000 Livres (Franken) flossen, gab es keine Schwierigkeiten. Ja er baute für sich auch noch im Seine-Tal bei Neuilly ein Palais, alles aus dem Erlös des Gebietstausches von 1781.
In den Jahren 1776 bis 1778 waren die Bauten in Blieskastel mit Hilfe von Geldanleihen fertiggestellt worden. 1777 waren Herbitzheim und Rubenheim gekauft und so die Schulden noch höher geworden.
Anfang des Jahres 1780 hatte man 36.000 Gulden an Schulden und die mussten noch verzinst werden. Die Gräfin Marianne verfügte, dass keine neuen Schulden gemacht werden dürften, doch sie selbst genehmigte immer wieder neue Anleihen.
Den französischen Geldregen von jährlich 100.000 Franken hatte der Erbprinz überschätzt. Mitte 1785, kurz vor Ablauf der Zahlungen für die Grenzregulierung, waren die Kassen leer, doch die Mutter konnte den Bitten ihres Sohnes nicht widerstehen und der Bau bei Niederwürzbach konnte weitergehen. Im Jahr 1786 waren die Baukosten doppelt so hoch als sie vorher errechnet waren. Jetzt kam auch noch die Hochzeit von Philipp und man genehmigte 100.000 Gulden. Diese Summe wurde auch wieder überschritten und so mussten nach der Hochzeit 61.000 Gulden Schulden gemacht werden. Nun wurde verfügt, dass das Schloss nicht mehr weiter gebaut werden dürfe, da für die Hofhaltung für die nicht ganz fertig gestellte Neuphilippsburg 10.000 Gulden bereitgestellt werden mussten. Ende 1788 waren die Schulden auf 505.789 Gulden angewachsen. Man wollte sich billiges Geld von der Schweiz leihen, um so die großen Schulden abzubezahlen.
Als ihr Sohn 1791 volljährig geworden war, übergab Marianne die Regentschaft ihrem Sohn und auch die Schuldenlast, zu der er zu einem guten Teil beigetragen hatte.
Man verglich sich mit anderen Fürsten, wie denen von Zweibrücken oder sogar von Frankreich, und stellte fest, dass die Schulden nicht größer waren, als die der vorgenannten. Ja man nahm das unnötige und überflüssige Bauen und die Kunstliebhaberei in Schutz. In der Bibliothek des Schlosses befanden sich wertvolle Bücher von unschätzbarem Wert. Ebenfalls waren riesige Gemäldesammlungen vorhanden. Philipp wollte noch ein Theater einrichten, doch dazu kam er nicht mehr.
Marianne sagte einmal zu ihrem Sohn: „Du hast ein schönes Vermögen, aber auch beträchtliche Schulden“. Wenn man es genau nimmt, war kein Geld in der Kasse, doch der Wert der Wälder hätte alle Schulden tilgen können. Noch mehr wert waren die St. Ingberter Gruben. Rechnet man alle diese Werte von Bauten, Bildern, Gemälden und Büchern zusammen, kann man von einem nahen Bankrott nicht sprechen.
Die Leyenherrschaft ging zu Grunde durch Schulden machen und die Eile und einsichtslosen Übertreibung in Philipps Ausgaben und am Schluss an den „Mächten“ der Französischen Revolution. Doch diese tilgte auf einmal alle Schulden und dadurch auch den Verlust ihrer Herrschaft 1793.
Als der Erbgraf Philipp am 15. Mai 1788 heiratete, ahnte hier niemand, dass auf den Tag genau 5 Jahre später Gräfin Marianne fliehen musste. Philipp I. hatte sich schon vorher mit seiner Frau und Sohn Erwein nach Heusenstamm zu seinem Schwiegervater in Sicherheit gebracht. Es war das Jahr 1793, als die französischen Revolutionstruppen über unser Land herfielen und unsere schönen Schlösser, wie Homburg, Zweibrücken, Blieskastel und die Neuphilippsburg usw. zerstörten.
Das Leben auf der Philippsburg ging aber weiter. Der Gärtner Schaller, der von der auf der Flucht befindlichen Gräfin als Verwalter eingesetzt worden war, wachte nun über das zum Teil geplünderte Schloss und die sonstigen Gebäude. Als die Plünderer abgezogen waren und die Bediensteten und die Bevölkerung von Niederwürzbach die restlichen wertvollen Gegenstände des Schlosses in Sicherheit bringen wollten, ließ er das nicht zu, denn er wollte das Eigentum des Grafen nicht verschwinden lassen. Er vermutete, dass die Franzosen nicht mehr kommen würden und der Reichsgraf Philipp bald zurückkehren könne. Er hatte sich aber sehr geirrt. Denn im Herbst 1793 kamen wieder die Franzosen und schleppten alles, was im Schloss noch vorhanden war, weg und zerstörten dieses dann. Was heute noch steht von Neuphilippsburg, ist das Gesindehaus, das von den Franzosen nicht zerstört wurde, wie auch der Annahof, Rote Bau und die Mühle, (sie wurde inzwischen abgerissen) die aber alle leicht beschädigt wurden.
Man kann sich heute die Frage stellen, wo alle die Steine von dem zerstörten Schloss geblieben sind. Es ist anzunehmen, dass sie zum Häuserbau in Niederwürzbach genommen wurden, es ist kein Stein mehr von dem zerstörten Schloss vorhanden.
Wir können nur den Untergang des Prachtschlosses Neuphilippsburg, ein vierstöckiges Schloss, mit seinen vielen Türmen, Glasdächern und Kapellen, dem Turm mit Kuppel, sowie zwölf Ökonomie- bzw. Lusthäusern, noch vor seiner Vollendung bedauern.
Vielleicht kann uns nebenstehende Urkunde das Rätsel lösen helfen. Das Schreiben, das Fürst Philipp I. von der Leyen persönlich unterschrieb und sein Siegel beidrückte, besagt, dass am 2. September 1807 Wiesen und Wälder, Mühle und Annahof an seinen Privatsekretär Schaller verkauft wurden. Er hat unbewegliche Güter, die dermaßen zerrüttet und verdorben waren, unentgeltlich erhalten. Um diese Gebäude wieder brauchbar zu machen, hätte man viel Geld benötigt, das man aber nicht hatte. Ihm wurde anheimgestellt, die Remisen Gebäude (Wagen- und Geräteschuppen) abreißen zu lassen und das Material nach seinem Ermessen zu verwenden oder zu verkaufen. Unter den ihm kostenlos überlassenen zerrütteten Gütern wird auch die zerstörte Neuphilippsburg gewesen sein, und so konnte er auch über die Steine verfügen. Die Niederwürzbacher werden wohl freudige Abnehmer gewesen sein, konnten sie doch damit ihre Häuser bauen. Wie man heute sieht, ist der Platz, auf dem die Neuphilippsburg stand, schön eingeebnet, wie es in der Urkunde verlangt wurde.
Johann Jakob Schaller, damals 57 Jahre alt, versuchte nun zu retten was zu retten war. Er konnte aber nicht alles alleine bewerkstelligen und so nahm er sich einen Jungen als Gehilfen, und zwar meinen Ur-Urgroßvater, Johann Degel. Dieser war später verantwortlich für den Wald, die einzige Einnahmequelle, die der Verwalter brauchte, um das Personal zu bezahlen und um die Schäden zu beheben, die die Franzosen am Gesindehaus hinterlassen hatten.
Der Ur-Ur-Urgroßvater von Werner Schaller, Johann Jakob, der letzte Schlossverwalter und später Eigentümer, wohnte bis zu seinem Tode am 17. Juni 1815 auf der Philippsburg. Seine Tochter Maria Barbara mit Ehemann Pierre Jungbluth, der Förster war, bis April 1808.
Dass nicht nur freundschaftliche Bande unter den Bewohnern der Philippsburg bestanden, sondern auch verwandtschaftliche, ersieht man daraus, dass bei der Geburt von Carl Joseph Best am 28. Oktober 1827, Sohn von Jakob Best (Schwager des Privatsekretärs Johann Jakob Schaller) und Barbara Degel, Johann Degel als Zeuge tätig war. Carl Josef Best gab nach dem Tod seiner Mutter 1850 sein Haushaltswarengeschäft in St. Ingbert links neben der Engelbertskirche auf und bewohnte den Roten Bau mit seiner Familie.
Johann Degel, mein Ur-Urgroßvater, geboren am 21. August 1770, heiratete am 6. Februar 1803 Anna Maria Ginder und zog mit ihr auf die Philippsburg (siehe Heiratsurkunde im Heft „Rund um den Weiher“, November 1999, 5. Folge, Seite 31 32).
Wie aus nebenstehendem Auszug aus dem Trauregister der Pfarrei Lautzkirchen vom Jahre 1844 zu sehen ist, waren mein Ur-Urgroßvater und dessen Sohn Philipp Jakob Waldhüter und wohnten dort, wie der Pfarrer Dr. Schuwer am 18. August 1938 vermerkt, Wohnort: Philippsburg = das ehemalige, dem Grafen von der Leyen gehörigen Waldschlösschen bei Niederwürzbach, der Pfarrei Ommersheim zugehörend.
Nachdem der Sohn von Jakob Johann Degel, Philipp Jakob, die Stelle seines Vaters als Waldhüter übernommen hatte, betätigte sich der Vater als Privatförster, wohnte aber weiter auf der Philippsburg bis 1855. Sein Nachfolger blieb bis zu seinem Lebensende ( 1881) dort wohnen.
Die Kinder meiner Ur-Urgroßeltern väterlicherseits, die alle auf der Philippsburg geboren sind, waren: 1805 Anna, verheiratet mit Johann Jakob Schmitt, 1807 Barbara, verheiratet mit Jacob Best, 1809 Johann, verheiratet mit Katharina Kessler, Philipp Jacob, verheiratet Maria Susanne Bohr und Elisabeth, verheiratet mit Gottfried Hager.
Philipp Jacob, der jüngste Sohn, ist auf der Philippsburg wohnen geblieben und war ebenfalls Waldhüter wie sein Vater, heiratete am 18. Januar 1844 in Lautzkirchen Maria Susanne Bohr und seine 10 Kinder sind ebenfalls alle auf der Philippsburg geboren: 1844 Philipp Jakob, verheiratet mit Theresia Bruch, Valentin, verheiratet mit Charlotte Philipowitz, 1849 Adolf, verheiratet mit Katharina Linz, 1852 Sophie Christina, verheiratet mit Jakob Hemmerling, 1853 Baptist, verheiratet mit Elisabeth Becker, 1854 Georg, verheiratet mit Margarethe Nieder, Heinrich, verheiratet mit Maria Susanne Klemmer, Jakob, verheiratet mit Elisabeth Berken, Johann (genannt Laschder Hannes, manche nannten ihn auch „Schlosser Hannes“), verheiratet mit der Witwe von Johann Krämer, Gertrud Lang, Maria, verheiratet mit Peter Samson und Margarethe, verheiratet mit Georg Schwarz.
Einwohner von Niederwürzbach, Oberwürzbach, Frankenholz, Höchen, Kirkel, Limbach, Homburg, Oberbexbach, Ormesheim, Ommersheim, Bebelsheim, Bliesmengen-Bolchen, Zweibrücken, Saarbrücken, Alschbach, Blieskastel, Münchwies, St. Ingbert, Dudweiler, Wiebelskirchen, Wadgassen, Karlsruhe, Bernried und weiterer Orte, die in ihrer väterlichen oder mütterlichen Linie Johann Degel als Ur-Urgroßvater, oder Ur-Ur-Urgroßvater oder Ur-Ur-Ur-Urgroßvater oder Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater haben, können sagen, dass ihr Urahn auf der Philippsburg gewohnt hat, bzw. geboren wurde.
Eigentümer der Philippsburg von 1845 bis 1891 waren die Brüder Culmann. Christian Culmann, der vierte Sohn des reformierten Pfarrers Philipp Friedrich, geboren 1795, studierte die Rechte und wurde Advokat am Appellationsgericht in Zweibrücken, wo er Louise Fröhlich aus Zweibrücken heiratete. Er starb 1837 in München als Abgeordneter. August Ferdinand, geboren am 11. Germinal im XII. Jahr der französischen Republik (= 1. August 1804) als jüngstes von zehn Kindern in Bergzabern (heute Bad Bergzabern), besuchte keine Volksschule. Die Grundkenntnisse vermittelte ihm seine Mutter, der Vater starb früh. Die sechs älteren Brüder lehrten ihn die klassischen Sprachen, so dass er mit 16 Jahren in die Oberklasse des Gymnasiums in Zweibrücken eintreten und schon im folgenden Jahr das Abitur mit der vom König von Bayern, Maximilian I., gestifteten silbernen Medaille als Belohnung ablegen konnte. Er studierte anschließend in Göttingen und Würzburg Rechtswissenschaft. Nach Ablegung der Staatsprüfung mit 23 Jahren arbeitete er zwei Jahre als Advokat am Bezirksgericht in Kaiserslautern. 1829 heiratete er Emilie Fröhlich aus Zweibrücken, Tochter aus einer Kaufmanns- und Bankiersfamilie. 1830 wurde er als Advokat am Appellationsgericht in Zweibrücken zugelassen, an dem schon seit 1817 sein älterer Bruder Christian als Anwalt tätig war. Dieser war auch Mitglied der bayerischen Ständeversammlung (Landtag) in München, war einer der Wortführer der Liberalen in der Pfalz, die das Hambacher Fest vorbereitet haben und brachte ihn mit dem Gedankengut der liberalen Opposition in Berührung. Auf dem 3 Tage dauernden Hambacher Fest (27.-29. Mai 1832) demonstrierten 30.000 Bürger, Handwerker, Bauern und Studenten, vorwiegend aus Süddeutschland, mit Fahnen in den Farben Schwarz-Rot-Gold vor dem Hambacher Schloss. Sie forderten die Einheit Deutschlands, eine föderative deutsche Politik und ein Bündnis der demokratischen Bewegung Europas. Das Hambacher Fest war die Wiege der deutschen Demokratie.
Das Fest hatte Folgen für die Redner der Veranstaltung. Die beiden Brüder Culmann verteidigten diese, darunter den früheren Landkommissär Philipp Jakob Siebenpfeiffer von Homburg, den Redakteur Georg August Wirth und den Sembacher Pfarrer Hochdörfer, vor dem Gericht in Landau.
August Ferdinand Culmann vertrat dabei den Sembacher Pfarrer Höchdörfer, den radikalsten Redner der Kundgebung auf dem Hambacher Schloss. In seinem Plädoyer ließ er schon gleich zu Beginn keinen Zweifel, dass auch er die Beseitigung der mittelalterlichen Feudalstrukturen für unabdingbar halte. Alle Angeklagten wurden freigesprochen. August Ferdinand Culmann musste sich indes wegen seiner Ausführungen vor dem Gericht einer Disziplinar-Untersuchung unterziehen.
Der wichtigste Prozess, der je am Appellationsgericht in Zweibrücken verhandelt wurde, war, wie August Ferdinand Culmann selbst sagte, von 1834 bis 1846. Fürst Philipp I. von der Leyen hatte am 12. Juli 1820 alle Eigentumsansprüche an den Kohlengruben an seinen Sohn Erbprinz Erwein I. abgetreten. Am 17. September 1833 verklagte Fürst Erwein I. von der Leyen den bayerischen Staat auf Herausgabe seiner Kohlengruben. Am 18. Mai 1838 wurde die Klage abgewiesen. Der Fürst legte mit einer vom Advokaten August Ferdinand Culmann 1846 verfassten Denkschrift Berufung ein. Das Urteil des Appellationsgerichtes in Zweibrücken sowie das des obersten in München lehnten die Klage ab. Der Prozess ging nach 12 Jahren Dauer für den Fürsten verloren. Die St. Ingberter Kohlegruben blieben bis Ende 1919 im Besitz des bayerischen Staates.
Erste eigene Erfahrungen im Umgang mit der Monarchie konnte Culmann machen, als er 1839 in den Bayerischen Landtag berufen wurde. Missliebige Abgeordnete machte der König einfach mundtot, indem er den abgeordneten Staatsdienern den Urlaub für die Dauer der Landtagsverhandlungen nicht genehmigte. Als Advokat war Culmann beamtet und infolgedessen der königlichen Willkür ausgeliefert.
Während des Prozesses um die St. Ingberter Kohlengruben war er 1844 einem Konsortium beigetreten, das sich aus den Anteilseignern Konrad Weiss, Bergverwalter auf der Steinkohlengrube Maximilian bei Altenkirchen, Friedrich Euler, Pfarrer von Altenkirchen, und Karl Dümmler, Gerichtsbote aus Waldmohr, zusammensetzte, und sich die Ausbeutung des Kohlenvorkommens am Höcherberg zum Ziel gesetzt hatte. Die Konzession für das Grubenfeld Frankenholz war 1845 erteilt worden, nachdem August Ferdinand Culmann ein Gutachten erstellt hatte.
In demselben Jahr sind die Gebrüder Culmann, Christian und August Ferdinand, zu gleichen Teilen Besitzer der Philippsburg und des Landscheider Waldes geworden.
Am 28. November 1848 zog August Ferdinand Culmann für den Wahlbezirk Landau-Bergzabern in die verfassungsgebende Nationalversammlung in Frankfurt ein. In seiner einzigen Rede - er griff in jene Debatte ein, in der über die Frage entschieden wurde, ob dem gewählten Parlament oder dem Staatsoberhaupt das Recht zustehe, Krieg zu erklären, die Mobilmachung anzuordnen und Frieden zu schließen - setzte er sich mit allem Nachdruck für die Entscheidungsbefugnis der Volksvertretung ein.
Die Ablehnung der Verfassung, insbesondere durch den bayerischen König im April 1849, stieß bei den Linken in Frankfurt und in der Pfalz auf heftige Proteste, die sich rasch zu einem offenen Aufruhr gegen die Krone entwickelten. Zur Durchsetzung der Reichsverfassung wurde am 2. Mai 1849 in Kaiserslautern ein Landesverteidigungsausschuss eingesetzt, in den auch August Ferdinand Culmann gewählt wurde. Vordringliches Ziel dieses Ausschusses war es, die bayerische Regierung zur Anerkennung der Reichsverfassung zu zwingen. Culmann gelang es den Reichsministerpräsidenten Heinrich von Gagern zu bewegen, einen Reichskommissar in die Pfalz zu entsenden, der im Namen des gewählten Parlamentes den „Landesausschuss für Verteidigung und Durchführung der Reichsverfassung“ als Institution betrachtete und damit jede Gegenmaßnahme der bayerischen Regierung als nicht rechtmäßige ansah.
Die Pfalz erklärte sich am 17. Mai 1849 für unabhängig von Bayern (damit auch unsere Heimat) und setzte eine Regierung ein, in die auch Culmann gewählt wurde. Er lehnte jedoch die Berufung ab, weil die Bewegung seiner Auffassung nach den Boden der Legalität verlassen hatte. Jedoch scheint es, dass Culmann sich weiterhin auf Seiten der Pfalz engagiert hat. Er wurde der Rebellion gegen den bayerischen Staat für schuldig befunden und in Abwesenheit am 19. April 1851 wegen Hochverrats zum Tod verurteilt. Das Urteil konnte jedoch nicht vollstreckt werden, da er sich längst als politischer Flüchtling sicher in Frankreich aufhielt. Zuerst wohnte er in Paris, dann in Ban St. Martin bei Metz, dann in Straßburg. Während dieser Zeit studierte er an der Universität Geologie und Bergbaurecht. Bevor er auf die Philippsburg kam, wohnte er bei seinen beiden Söhnen in Forbach.
Die Zugehörigkeit zum Frankfurter Parlament und die Flucht ins französische Asyl hatte die weitere Entwicklung der zukünftigen Grube Frankenholz unterbrochen. 1862 gründete August Ferdinand Culmann, der inzwischen französischer Staatsbürger geworden war, die Frankenholzer Bergwerksgesellschaft.
Nach dem Tod von Maximilian II. am 10. März 1864, er war seit 1848 König von Bayern, folgte sein Sohn Ludwig II. (Märchenkönig) auf dessen Thron. Der erst 18-jährige Monarch widmete sich vor allem der Kunst, der Musik und seiner Bauleidenschaft. Der junge König erließ eine Generalamnestie für Verurteilte, so dass Culmann wieder in seine Heimat hätte gehen können.
Im August 1879 hatte er sein Ziel erreicht. Er konnte den ersten Spatenstich zur Abteufung von Schacht 1 der Grube Frankenholz vornehmen, womit der stürmische Aufschwung eines Bergwerks begann, das um die Jahrhundertwende bereits 2.000 Bergleute beschäftigte.
Wann August Ferdinand Culmann auf die Philippsburg kam, um dort zu wohnen, ist nicht genau bekannt, doch wird es nach dem Spatenstich 1879 gewesen sein. Gegen Ende seines Lebens sind seine Augen so schwach geworden, so dass er fast nicht mehr sehen konnte. Sein Geist ist frisch geblieben wie in jungen Jahren. Die gesunde Luft und die ruhige Lage der Philippsburg hat er bis zuletzt genossen.
Am 13. September 1891 starb er im Alter von 87 Jahren auf seinem Gut Philippsburg. Noch am selben Tag lief der „Laschder Hannes“ so schnell er konnte nach Ommersheim, um die Nachricht vom Tod des berühmten Bewohners der Philippsburg zu überbringen. Seine letzte Ruhe fand Culmann auf dem Friedhof in Frankenholz, wie er es sich gewünscht hat. Sein Grabmal ist heute noch erhalten.
Durch Zähigkeit und seinen eisernen Willen, eine Grube zu besitzen und Kohle zu fördern, hat er doch noch dem Staat (Bayern), der ihn zum Tod verurteilt hat, einen großen Dienst erwiesen.
Kurz vor seinem Tod ist August Ferdinand Culmann alleiniger Besitzer der Philippsburg geworden, als er den Anteil seines Bruders Christian erwarb.
Der letzte Degel auf der Philippsburg, ein Sohn von Philipp Jakob, war Johann Degel (Laschder Hannes), der auch Waldhüter war. Diesen Beruf übte er aus bis zu seinem Lebensende 1919. Er war ein von Groß und Klein gefürchteter Mann. Gerne spielte er Karten mit dem Lehrer Köppl und Michael Bartscherer (Bartscherers Michel). Einen großen Hund hatte er, der 3 Tage nicht vom Sarg wich, als der Tote im Haus Aufgebart war. Er starb auf den Tag genau 5 Jahre, nachdem sein Sohn 5 Wochen nach Beginn des 1. Weltkrieges in Frankreich vermisst wurde. Mit ihm ging die Ära Degel zu Ende. Von 1793 bis 1919 haben drei Generationen 124 Jahre als Waldhüter auf der Philippsburg gewohnt.
Das älteste Kind aus der Ehe von Sophie Christina Degel (sie ist ja auf der Philippsburg geboren und ist eine Schwester von „Laschder Hannes“) und Jakob Hemmerling, die am 15. Juni 1875 heirateten, war Heinrich Hemmerling (den älteren Würzbachern als „Schlosser Heine“ bekannt), geboren am 20. September 1882. Durch gute Beziehungen seiner Mutter ist er Waldhüter und Förster auf der Philippsburg geworden. Er heiratete am 18. Januar 1909 Katharina Becker und zog 1920 mit ihr und vier Kindern, Veronika, Albert, Andreas und Regina, auf die Philippsburg, nachdem der Laschder Hannes 1919 gestorben war. Die zwei jüngsten Kinder Christina und Alois sind auf der Philippsburg geboren. Schlosser Heine war lange Jahre Waldhüter und Förster im Landscheider Wald (Laschderwald) und wohnte 32 Jahre auf der Philippsburg. Er starb am 8. Januar 1955 seine Frau am 21. Januar 1967.
Veronika, das älteste Kind von Heinrich Hemmerling, heute 90 Jahre alt, war verheiratet mit Josef Rolot. Bei einem Besuch bei ihr, sie war bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Sticken, erzählte sie mir gerne von ihrem früheren Leben auf der Philippsburg. Bevor ihre Eltern in den Laschderwald zogen, muss es für die Bewohner einsam gewesen sein. Ihre Eltern erhielten aber immer mehr Besuch von Verwandten und Bekannten aus unserem Ort. Besonders aber kamen viele Ommersheimer, die Holz kauften.
Als erstes erzählte sie mir von einem großen Hirsch, den Rudolf Valentin Degel (*1873), ein Enkel von Philipp Jakob Degel, an die Wand des Heuschuppens gemalt hat. Er hat auch noch ein weiteres Tier gemalt, doch den Hirsch hat sie als kleines Mädchen besonders bestaunt. Rudolf Valentin liegt auf dem alten Friedhof in St. Ingbert am Eingang Neunkircher Weg erstes Grab rechts.
Das Fleisch von den Schweinen, die sie selbst groß zogen und schlachteten, musste haltbar gemacht werden. Das geschah auf dem Speicher. Dort stand ein Räucherhäuschen mit einer Holztür, das später mit einer Eisentür versehen wurde. Der Vater machte in einer eisernen Pfanne Feuer und nach einiger Zeit war das „Geräucherte“ fertig. Der ganze Keller bestand aus zwei Räumen. In dem einen waren die Rüben (Rummele), in dem andern war der Backofen gemauert mit einer eisernen Tür. Die Mutter buk jede Woche Brot, und zwar 9 Stück. Im Winter lagen die Zwiebeln auf dem Backofen. Der Förster hatte auch Bienen und so gab es auch Honig. Die Buben der Holzkäufer von Ommersheim bekamen von Frau Hemmerling immer eine Scheibe Brot mit Honig drauf. Den Holzfällern wurde von ihren Frauen das Mittagessen gebracht, und da gab es auch ab und zu ein kleines Schwätzchen.
Es gab auch unangenehme Situationen. Für Pfarrer Deck, von 1926 bis 1934 Pfarrer in Niederwürzbach (er hatte mehrere Operationen wegen seiner erfrorenen Füße aus dem 1. Weltkrieg hinter sich), der mit der Familie Blum, die im 1. Stock wohnte, gut bekannt war und sie öfters besuchte, wurde, wenn es kalt war, extra Feuer im Wohnzimmer gemacht. Da die Kamine in der Philippsburg geschleift und mit Holzschindeln abgedeckt waren, ließen sie den Rauch nicht abziehen und die darüber liegenden Räume wurden verqualmt. Ebenso war es auch, wenn die Hemmerlings Feuer machten, dann wurden die Bewohner im 1. Stock eingeräuchert.
Nach dem 1. Weltkrieg kamen jedes Jahr zwei französische Familien, die die Besitzer der Philippsburg waren, für 6 Wochen auf Urlaub. Die eine hieß Gunz, die andere Bernard. Wie mir Veronika berichtete, war Herr Gunz General und konnte die Deutschen nicht leiden. Das Gegenteil war Herr Bernard, der 1898 Hauptmann der Artillerie in der französischen Armee war (soll später auch General gewesen sein) und immer freundlich war und den Kindern auch mal Schokolade mitbrachte.
Nach der mir vorliegenden Chronik der Bergzaberner Linie der Familie Culmann (bis 1898) handelt es sich um Enkel von August Ferdinand Culmann und Töchter von dessen Sohn Friedrich, Alice und Louise. Friedrich war Advokat in Sulz, dann Notar und später Notar in Forbach. Er war in 2. Ehe verheiratet mit Clara Beurier, eine Tochter des Obersten Beurier in Straßburg. Den Ruhestand erlebte er in Nancy. Ein Bruder von ihm, August, war Advokat in Zweibrücken, dann Apotheker in Forbach. Er war seit 1863 verheiratet mit Auguste Wyss aus Zug, eine Verwandte von ihm. Seinen Lebensabend verbrachte er in Zürich.
Bei seinen Söhnen August und Friedrich in Forbach wohnte August Ferdinand Culmann nachdem er sein Studium in Straßburg beendet hatte und er dann in sein „Waldhaus“ im Landscheider Wald zog. Diese beiden Familien Gunz und Bernard verkauften 1926 die Philippsburg und den Landscheider Wald an den St. Ingberter Fabrikanten Kommerzienrat Otto Kaiser. Damit endete auch die Ära Culmann als Besitzer der Philippsburg. Veronika konnte sich noch gut an die Schlüsselübergabe an den Käufer erinnern. Dieser ließ viele Möbelstücke versteigern. Einige Würzbacher haben von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht und besitzen heute noch die schmucken Stücke. Eine Frau, deren Familie eine rote Polstergarnitur ersteigert hatte, erzählte mir, dass ihre roten Sessel und das Sofa vor dem Krieg oft bei Theateraufführungen geliehen wurden. Leider seien sie im Krieg zerstört worden.
Weitere Bewohner vor dem 2. Weltkrieg auf der Philippsburg waren, wie schon erwähnt, die Familie Blum, eine Frau Selzer und die Familie Kolb, die drei Kinder hatte, Maria, Reinhold und Helmut. 1934 zogen sie in ihr neues Haus am Nordufer des Weihers.
Eines Tages gab es auf der Philippsburg Aufregung. Ein Brief aus Amerika kam an, in dem stand, dass eine Kriegskasse links neben der Philippsburg vergraben sei. Um das Haus wurde viel aufgegraben, doch es ist nichts gefunden worden.
Etwas gefunden haben Waldarbeiter, die einen Zaun erstellen sollten. Beim Ausheben der Löcher für die Pfähle kam ein Porzellankrug mit Holzdeckel mit einem vergoldeten Adler zu Tage. Man vermutete damals, er sei ein Geschenk für die Gräfin Marianne gewesen.
Während des 2. Weltkrieges waren zwei französische Kriegsgefangene, Peter und Robert, auf der Philippsburg, die es nicht schlecht bei Hemmerlings hatten. Sie hatten ihre eigenen Schlafräume, die aber nicht abgeschlossen waren, obwohl es Vorschrift war. Sie konnten sich also frei bewegen. So waren sie mal an einem Sonntag nach St. Ingbert gegangen ohne „Bewachung“. (Zivilkleider bekamen sie von Hemmerlings). Der Polizist Becker im Ort hat den Förster angesprochen und ihn gebeten, er möge doch aufpassen, damit er keine Schwierigkeiten bekomme. Doch der Schlosser Heine kümmerte sich nicht darum. An Sonntagen, wenn Frau Hemmerling Kuchen gebacken hatte, bekamen die Franzosen auch davon, so sind eben die Stückchen für die Familie kleiner ausgefallen.
Der letzte Degel der auf der Philippsburg geboren wurde und zwar am 4. Mai 1944 ist Peter Degel, wohnt in Niederwürzbach, zum Petersberg 15a. Seine Eltern sind Artur Degel, Sohn von Peter Degel IV. und Regina Hemmerling, Tochter von Heinrich Hemmerling (Schlosser Heine), die zu dieser Zeit auf der Philippsburg wohnten.
Bis kurz vor Kriegsende suchten fünf bis sechs Familien Schutz in einem Stollen nahe der Philippsburg, wie Dorle Glöckner geb. Zitt in dem Bericht „Im Stollen auf der Philippsburg“ im Heft „Würzbach brennt - März 1945“ (Juli 1995, 3. Folge, Seite 45) berichtet. Rudi Becker erzählte mir, dass er auch ein „Stollenbewohner“ auf der Philippsburg gewesen sei. Mit ihm waren noch seine Mutter und sein Bruder sowie der Kirchenschweizer Becker mit Frau, Frau Schnepp mit ihren Töchtern Anneliese, die hoch schwanger war, und Berta, Maria Schuhmacher geb. Schöppsdau mit ihren Eltern, Alois Hemmerling und sein Vater. Am 19. März, als die Amerikaner Niederwürzbach besetzten, war Rudi gerade am Brunnen für die Frauen Wasser holen. Die Amerikaner nahmen den Schlosser Heine und ihn mit bis zwischen Assweiler und Biesingen. Dort versuchte der Pfarrer von Biesingen den Schlosser Heine, den er gut kannte, frei zu bekommen, doch die Amerikaner ließen sich nicht erweichen und nahmen den 63-Jährigen mit und hielten die beiden über ein halbes Jahr in Marseille gefangen.
Weitere Bewohner nach dem 2. Weltkrieg waren ein Herr Gries, der Angestellter der Firma Kaiser war, sowie eine Familie Schäfer, die im Erdgeschoß wohnten. Sie sollen „feine Leute“ gewesen sein, wie mir Veronika erzählte. Ein Herr Brettschneider, der auf dem Bornbacher Hof wohnte, war aber für den Landscheider Wald zuständig. Eine Familie Müller wohnte von 1963 bis 1966 und ein Ingenieur Rieger von 1966 bis 1980 auf der Philippsburg (sein Sohn Hubert wohnt heute in Niederwürzbach). 1964 wohnte für eine kurze Zeit ein Herr Ferdinand Averbeck auf der Philippsburg, der Schwiegervater von Herrn Müller, der in dieser Zeit eine Geschichte von „Klein Waldi auf der Philippsburg“ schrieb, die er der Familie Penthin zum Geschenk machte.
Der letzte Besuch einer Fürstin von der Leyen in Niederwürzbach war am 29. August 1981, als Reichsgräfin Marianne von der Leyen, die 1804 in Frankfurt gestorben war und in Heusenstamm vorläufig ihre letzte Ruhe gefunden hatte, nach Blieskastel überführt wurde. Prinzessin Maria Ludovica von der Leyen, die am 24. Februar 1926 geboren ist, war eine Ur-Ur-Ur-Urenkelin der Gräfin Marianne. Ihr Bruder Wolfram Erbprinz von der Leyen, geboren am 12. November 1924, fiel im Krieg im Osten bei Deutsch-Krone in Pommern. Er war der letzte männliche Vertreter des Geschlechts von der Leyen. Prinzessin Ludovica von der Leyen war, wie man in der Saarbrücker Zeitung vom 22. August dieses Jahres lesen konnte, mit Familie Uth in Blieskastel (Oskar Uth und Marianne Hofmann) befreundet.
Die „SZ“ vom 7. Januar 1988 schreibt: „Anlass ihres Besuches im August 1981 ... war die Überführung Mariannes von der Leyen aus der Gruft der Barockkirche des südlich von Frankfurt gelegenen Städtchens Heusenstamm in die Krypta der Blieskasteler Schlosskirche. Schon die Fahrt mit den sterblichen Gebeinen der Reichsgräfin vom hessischen Heusenstamm nach Blieskastel war eindrucksvoll. Ab Waldmohr schloss sich auch Prinzessin Ludovica dem Konvoi an ... und immer mehr wurde die Fahrt zu einem Triumphzug. Und immer dichter standen die Menschen am Straßenrand, versuchten den Sarg im Fahrzeug zu sehen und die lächelnde und winkende Ludovica zu entdecken. In Erinnerung an diesen Besuch der Prinzessin wird das stets freundliche Lächeln dieser Frau zurückbleiben, die gerade durch ihr fast bescheidenes Auftreten beeindruckte“.
Am Nachmittag des 29. August besuchte sie die Philippsburg, nachdem sie am Vormittag Rubenheim, Gersheim, Reinheim und Gräfinthal besucht hatte.
Prinzessin Maria Ludovica von der Leyen lebte unter anderem auf Schloss Waal, vorwiegend aber auf dem nur wenige Kilometer davon entfernten Schloss Unterdießen, wo sie auch ihre letzte Ruhe gefunden hat.
Die letzten Bewohner auf der Philippsburg, die es 41 Jahre dort „ausgehalten“ haben, waren Familie Penthin. Er ist in Pommern geboren und seine Frau in Ostpreußen. Als Anfang 1945 sowjetische Truppen Teile Ostdeutschlands eroberten, begann eine lange Reise für die beiden. Sie wähnten sich schon in Sicherheit, als sie in dem von den Amerikanern eroberten Sachsen-Anhalt waren. Doch die Amerikaner zogen sich zurück, wie es von den Siegermächten vereinbart war, und dieses Gebiet besetzten nun die Soldaten, vor denen sie geflohen waren. 1957 kamen sie ins Saarland und seit dem 2. März 1959 wohnten sie auf der Philippsburg. Von einem freudigen Ereignis an Weihnachen 1959 erzählte mir Herr Penthin. Am 24. Dezember 1959 wurde ihnen ihr Sohn Jörg geboren, also ein richtiges Christkind. Dr. Heimes und die Hebamme Degel waren bei der Geburt zugegen und hatten die Philippsburg um 17 Uhr nach „getaner Arbeit“ verlassen.
Bei Aufräumungsarbeiten vor Jahren hat Herr Penthin ein „Dokument“ gefunden das besagt, dass August Ferdinand Culmann 1884 auf der Philippsburg gewohnt hat. Auf einem Brett von einem alten Kinderbettchen aus Holz entdeckte er einen Zettel, auf dem man lesen kann, dass das Gut mit der Bahn von Zweibrücken nach Niederwürzbach (nicht Würzbach, wie der Bahnhof heißt) am 8. März 1884 transportiert wurde und aus drei Stücken bestand. Adressiert war die Sendung an Culmann Philippsburg.
Der Bahnhof Würzbach muss es auf sich haben. Als der Vater von Herrn Penthin, der bei der Eisenbahn beschäftigt war, ihn auf der Philippsburg besuchte, stand auf dem Fahrschein nach Niederwürzbach. Bei einer Kontrolle wurde er belehrt, dass der Bahnhof nur Würzbach heißt.
Seit 29. Februar dieses Jahres wohnen sie in St. Ingbert und denken oft an die schöne Zeit auf der Philippsburg zurück.
Um die Jagd kümmert sich heute Herr Ottfried Reiland-Kaiser und Werner Hemmerling, der ein Nachkomme von Johann Degel ist, der 1793, also vor 207 Jahren erster Waldhüter auf der Philippsburg war.
Zurzeit werden auf der Philippsburg Renovierungsarbeiten durchgeführt. Sie wird dann von den heutigen Besitzern, Ottfried und Elisabeth Reiland-Kaiser, bewohnt werden, deren Familie seit 74 Jahren im Besitz der Philippsburg ist.

Peter Degel, St. Ingbert

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